Die Auswirkungen von Stress auf das Fortpflanzungssystem
Olga Newdakh
-
veröffentlicht:22. Dezember 2023
Stress ist ein Zustand erhöhter emotionaler und körperlicher Anspannung im menschlichen Körper. Es ist eine natürliche Reaktion, die Menschen zwingt, sich auf Probleme und Bedrohungen im Alltag zu konzentrieren.
Psychologie des Stress
Ein gefährlicher psychologischer Aspekt von Stress ist die Angst. Sie bringt Sorgen mit sich, die die Produktivität und die Fähigkeit zu "überleben" beeinträchtigen. Oft äußert sich dies in erhöhter Reizbarkeit, Ablenkbarkeit, Konzentrationsproblemen, Depressionen, Panikattacken und aufdringlichen Gedanken oder Handlungen.
Ein weiterer psychologischer Faktor von Stress ist die Depression, ein Zustand völliger Verzweiflung, Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit. Depression zerstört die Lebensenergie, das Interesse am Leben und senkt das Selbstwertgefühl.
Phasen des Stress und ihre Auswirkungen auf das Fortpflanzungssystem
Der Stressprozess bei Männern und Frauen besteht aus mehreren aufeinanderfolgenden Phasen, die von charakteristischen physiologischen Reaktionen, Veränderungen in der Hormonproduktion und Verhalten begleitet werden. Jede dieser Phasen hat ihre Besonderheiten und beeinflusst den Körper in verschiedenen Aspekten.
Phase 1 - Alarmreaktion
Diese Phase ist durch die Aktivierung des sympathischen Nervensystems gekennzeichnet. Während dieser Zeit treten Veränderungen im Herz-Kreislauf-System auf, die Sekretion von Adrenalin und Noradrenalin steigt, der Blutdruck und die Herzfrequenz erhöhen sich. Die Spiegel von Dehydroepiandrosteron, Cortisol, Prolaktin, Testosteron, Adrenalin und TSH steigen an, bis sie ihren Höhepunkt erreichen. Der Körper zieht Glukose aus seinen Reserven. Menschen erleben Gefühle von Angst, Nervosität und erhöhter Bereitschaft zum Handeln. In dieser Phase können Männer entweder geringfügige Probleme mit Libido und Erektion haben, die keine großen Bedenken verursachen, oder ein erhöhtes Interesse an Sex und Masturbation zeigen, mit gesteigerter sexueller Aktivität.
Phase 2 - Widerstand
Der Körper versucht, sich an den Stress anzupassen und das Gleichgewicht wiederherzustellen. Es treten jedoch chronische Müdigkeit, Schlafstörungen, Veränderungen im Essverhalten und eine verminderte Immunität auf. Cortisolspiegel sind normal oder hoch. Gleichzeitig sinkt die Produktion von Steroidhormonen - Testosteron, DHEA, Progesteron. Die Spiegel von Prolaktin und TSH steigen. Der Stoffwechsel verlangsamt sich, der Blutzuckerspiegel steigt und Fettgewebe sammelt sich an. Reizdarmprobleme treten häufig auf und die Verdauung ist gestört. Das Verlangen nach Sex nimmt oft ab, die Häufigkeit nimmt ab und Erektionen können teilweise verschwinden, wobei Masturbation seltener vorkommt als üblich.
Phase 3 - Erschöpfung
Diese Phase tritt bei langanhaltendem und intensivem Stress auf. Die Reserven des Körpers sind erschöpft, die Stresshormone steigen erheblich an, was zu einer Verschlechterung des körperlichen und geistigen Wohlbefindens führt. Stimmungsschwankungen und Verhaltensänderungen werden ausgeprägter. Entzündungen und chronische Krankheiten verschlimmern sich. Die Cortisolspiegel sinken unter den Normalwert. Die Produktion von Prolaktin, Testosteron, DHEA und Progesteron ist gestört. Die sexuelle Aktivität ist deutlich reduziert, die Libido fehlt, und Probleme mit der Erektion sind so häufig, dass ein Mann sich darauf fixieren kann. Die Häufigkeit der Masturbation kann jedoch zunehmen, da das emotionale Unbehagen durch den Verlust der Erektion hoch ist und der Mann die "Funktionalität" seines Sexualorgans auf diese Weise überprüft.
Phase 4 - Depression
In diesem Fall verweigert der Körper die Funktion und die Aufrechterhaltung eines normalen Hormonhaushalts für die Fruchtbarkeit. Es kommt zu einem völligen Verlust des Interesses oder einer Abneigung gegenüber sexueller Aktivität, was zu Problemen mit der Fortpflanzungsgesundheit und der Empfängnis führt und eine Schwangerschaftsplanung unmöglich macht.
Die Auswirkungen von Stress auf die Spermienqualität
Stress bei Männern ist ein Risikofaktor, der die Fortpflanzungsgesundheit beeinträchtigt. Dies äußert sich in Veränderungen der Spermienkonzentration, ihres Aussehens und ihrer Befruchtungsfähigkeit.
Interessante Studien
Eine Studie, die 2016 in Dänemark durchgeführt wurde, zeigte, dass Personen mit hohem Stresslevel eine 38%ige Abnahme der Spermienkonzentration, eine 34%ige Abnahme der Gesamtzahl der Spermien und eine 15%ige Abnahme des Ejakulatvolumens im Vergleich zu denen mit moderatem Stresslevel erfuhren. Es ist erwähnenswert, dass viele Studien über Stress und Fruchtbarkeit sich auf Paare konzentrieren, die Fruchtbarkeitskliniken besuchen, was möglicherweise nicht die Beziehung zwischen Stress und Samenqualität in der allgemeinen Bevölkerung genau widerspiegelt. Die dänische Studie ist besonders wertvoll, da sie eine Gruppe gesunder Männer ohne bekannte Fruchtbarkeitsprobleme untersucht.
Darüber hinaus haben Forschungen gezeigt, dass Männer mit höheren Angst- und Stresslevels tendenziell eine niedrigere Spermienkonzentration und -anzahl haben. Männer mit den höchsten Angstlevels wiesen zudem im Durchschnitt eine geringere Motilität auf als jene mit niedrigerem Stresslevel.
Erhöhter Stress steht in direktem Zusammenhang mit der Wahrscheinlichkeit männlicher Unfruchtbarkeit, reduzierten Chancen auf Empfängnis und Schwangerschaft bei Paaren. Wir empfehlen, rechtzeitig auf sich selbst zu achten, Hilfe von Fachleuten zu suchen und sich nicht bis zur Erschöpfung zu drängen.